Der Figuralchor Frankfurt verdankt seine Existenz der Gründung und Förderung des Kinderchors (1961) und des aus ihm hervorgegangenen Jugend- und späteren Erwachsenenchores (1966) durch Professor Alois Ickstadt am Hessischen Rundfunk.
Mit ihm gemeinsam strebte der Sender in einer Zeit des allgemeinen Niedergangs des Singens dessen Wiederbelebung durch eine exemplarisch vorweisbare Singe- und Chorpraxis an. Denn gerade für eine progressive Stadt wie Frankfurt am Main ergab sich die Aufgabe, das eigene historische wie aktuelle kulturelle Profil zur Darstellung zu bringen. Als Hauptträger einer stadtbezogenen Kultur erwiesen sich die aus ihr selbst herausgewachsenen Institutionen, nicht zuletzt ihre großen Chorvereinigungen. Eine ihrer wichtigsten Erkenntnisse war, dass fast wie kein anderer Musikbereich das Chorsingen auf die Sicherstellung der Generationenfolge, d.h. die Förderung und den Erhalt der Singefähigkeit bei Kindern und Jugendlichen angewiesen ist. Alois Ickstadt hat sich im Hinblick auf diese dringliche Aufgabe durch die Gründung der Chöre am Hessischen Rundfunk intensiv bemüht, ihr wirksam zu entsprechen. So sollten verbal und musikalisch interessierte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene die Möglichkeit erhalten, zu einer erlebbaren ausdrucksvollen musikalischen Arbeit durch die Mitwirkung in den Chorgruppen, Zugang zu finden.
Eine ergänzende Säule für eine umfassende Initiative zur Intensivierung der musikalischen Bildung und Ausbildung ergab sich aus der beruflichen Position von Alois Ickstadt als Professor für Musikpädagogik, Dekan des gleichnamigen Fachbereichs und Leiter der Abteilung Schulmusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Die fortan bestehende Wechselbeziehung zwischen Hochschullehre und praktischer musikalisch künstlerischer Arbeit erwies sich als ein wichtiges und wirksames Element für die Intensivierung der musikalischen Kulturarbeit mit jungen Menschen.
Die Arbeit im Figuralchor als der Zielstufe der Chorpraxis konnte die im Kinder- und Jugendchor geförderten vokalen und musikalischen Fähigkeiten der Sängerinnen und Sänger nahtlos aufnehmen und profilieren. Für deren tiefere vokale Ausbildung werden bis heute neben den Chorproben durch eine gezielte einzelstimmliche Betreuung Sorge getragen. Diese lag zunächst in den Händen des Vokalpädagogen Professor Gerhard Maier von der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt am Main und wurde ab 2017 von der Mezzosopranistin Stefanie Schaefer fortgeführt.
Der Figuralchor Frankfurt verfügt somit über sehr wirksame Voraussetzungen zur Verwirklichung einer differenzierten Chorpraxis. Er nimmt bereits seit Jahrzehnten intensiv am Frankfurter Kulturleben teil, darüber hinaus auch an dem anderer Städte im In- und Ausland. Im Rahmen dieser seiner Tätigkeit konnte er vielfältige und beständige Kontakte zu wesentlichen Institutionen des Musiklebens, nicht zuletzt zu führenden Dirigenten, Orchestern und Solisten herstellen.
Der Figuralchor hat als musikalisches Ensemble einen Status gewonnen, den es auch zukünftig zu erhalten gilt. Entscheidend für sein weiteres fruchtbares Wirken und Bestehen ist seine geistig verantwortliche Einstellung zur Musik selbst als einer spezifisch einmaligen Ausdrucksdimension der Gesamtkultur. Diese als solche in Gesellschaft und Kultur wahrnehmbar zu machen, bleibt seine Kernaufgabe.